Muslime, die auf Reisen sind, müssen den islamischen Fastenmonat Ramadan nicht einhalten. "Es ist beeindruckend: Obwohl die Jungs gerade erst in Deutschland angekommen sind", meinte die Sozialpädagogin Anna-Sophie Haidn aus der Nachfolgeeinrichtung in Mauth, "fühlen sie sich schon so sicher, dass sie bei uns ihrer Fastenpflicht nachgekommen sind!"
Und das hieß 4 Wochen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen, nichts trinken. Gerade bei den warmen Temperaturen und den vielen "Verlockungen" im neuen Land sicher nicht immer einfach. Auch der Zeitraum des täglichen Fastens macht geografisch in Deutschland einiges Mehr aus: nicht von 6 bis 18 Uhr, sondern von 5 bis nach 22 Uhr. Als Belohnung für die Einschränkungen endet der Ramadan mit dem "Id al-Fitr", in Deutschland auch "Zuckerfest" genannt.
Die Betreuer haben mit den Jugendlichen dieses Fest des "Fastenbchens" mit dem traditionellen Lammessen (Schönberg, St. Vito-Wohngruppe) und mit Grillparty (Mauth, St.-Benedikt-Wohngruppe) bei Lagerfeuerromantik gefeiert. Im Waldkirchner Christophorus Haus wurde das Ende des Ramadans nicht zelebriert, da hier die Jugendlichen und Kinder noch nicht genau wissen, wo sie letztendlich nach dem Clearingprozess in Deutschland untergebracht werden."Wir lesen von euch gar nichts in der Zeitung!".
Häufig begegnet diese Aussage den Mitarbeitern der Caritas- Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF). Aber der besondere Schutz der Jugendlichen liegt den Verantwortlichen sehr am Herzen. Bei der Veröffentlichung von Bildmaterial sind strenge Auflagen und immer das Einverständnis des Vormundes notwendig. Auch das Fotografieren von hinten oder eine unscharfe Darstellung oder die Namensnennung sind hierbei untersagt. "Doch ist uns die Information unserer Bürger vor Ort sehr wichtig", betonte Caritas-Geschäftsführer Josef Bauer. "Die jungen Menschen bringen aus ihrer Heimat einen reichen kulturellen Schatz mit. Und dazu gehört natürlich auch ihr Glauben. Nur wenn wir das für uns annehmen, können aus Fremden auch Freunde werden!" Viele Einheimische würden aus ihren eigenen familiären Wurzeln, die Vertreibungen des II. Weltkrieges nur allzu gut kennen. Für die damaligen Flüchtlinge war es genauso wichtig, ihre kulturellen Wurzeln untereinander zu pflegen. Der islamische Glaube ist ein Bestandteil davon. Wichtig ist das Erzählen aus der Heimat: der Bräuche, das Singen oder Hören vertrauter Lieder. "Dieser wichtige Aspekt muss in unsere tagtägliche Arbeit einfließen", erklärte der Pädagoge und Leiter aller UMF-Nachfolgeeinrichtungen im Landkreis FRG den Caritas-Ansatz. "Nur so können die Jugendlichen aus dem Fluchttrauma herausgebracht werden. Es geht nicht darum, immer und immer wieder die schrecklichen Bilder im Kopf aufleben zu lassen! Wir sind gehalten, den Jungs ihre persönliche Identität zugestehen, damit sie das Positive unserer Kultur annehmen können - sich nicht minderwertig fühlen!"
(c) Caritas FRG
Bildunterschrift: In der Nachfolgeeinrichtung Mauth wurden neben westlichen Lagerfeuer-Hits auch Klänge aus der Heimat angestimmt.