Soziale Kompetenz und Selbstwert mit vier Pfoten
"Ich weiß, es gibt immer noch Bedenken bei vielen", weiß Dr. Kristina Saumweber (Fachgebietsleitung der Frühförderstelle). "Aber die Erfolge geben uns recht: Die völlig vorbehaltlose Zutraulichkeit der Tiere wirkt auf alle aktivierend und motivierend!"
Die Interdisziplinäre Frühförderung der Caritas ist ein System von Hilfen für kleine Kinder (von 0 bis 6 Jahren), deren Entwicklung auffällig verläuft oder die behindert sind. Und für deren Eltern und Familien. "Über unsere vierbeinigen Kollegen finden wir einen schnelleren Zugang zu unseren jungen Klienten. Die Hunde helfen dabei, sich besser zu konzentrieren, die Aufmerksamkeit zu steigern und ruhiger, verantwortungsvoller und selbstsicher zu werden."
Ganz besondere Charaktere
Athos, Pippa und Joshi sind bereits die 2. Generation von Therapiehunden beim KCV Freyung-Grafenau. Alle drei befinden sich im Augenblick noch in der Ausbildung zu Therapiehunden. Ihre Vorgänger haben über viele Jahre Kindern und Erwachsenen geholfen, mit den persönlichen Handicaps besser klarzukommen. Daher sind ihre dazugehörigen Frauchen auch bestens im Umgang mit diesen "Hilfskräften" vertraut. Die Arbeit mit Therapiehunden ist eng in den geplanten Therapieverlauf integriert. Grundsätzlich sind alle Hunderassen geeignet. Allerdings zeichnen sie sich durch ein besonders ruhiges, friedfertiges und geduldiges Temperament aus, verfügen über ein geringes Aggressionspotenzial und über eine sehr enge Bindung zum Hundeführer. Darüber hinaus müssen die Tiere auch lernfreudig sein. "Es ist hilfreich, bereits die Tiere als Welpe an die Aufgaben heranzuführen.", beschreibt Danja Duckstein die Arbeit. Aber wie gelingt das bei so jungen Hunden? "Das ‚A und O‘ sind dabei eine liebevolle Konsequenz und eine positive Verstärkung: damit der Hund Spaß hat und sich wohl fühlen kann.
Einer ist schon auf "Arbeit" - die anderen spielen noch
Athos, der stattliche Collie-Rüde mit seinen 2 Jahren, hatte bereits seine ersten Einsätze als sog. Besuchshund in der Schule: Hier geht es nicht um Therapie, sondern um die positive Wirkung der Tiere auf die Schüler. Bei Joshi dem Jack-Russell-Terrier (8 Monate) und der bewegungsfreudigen Setter Hündin Pippa (5 Monate) stehen noch die Basisarbeiten auf dem Trainingsplan: Gehorsamkeitsübungen, Stärkung ins Vertrauen zur "Chefin" und Kräftigung des Nervenkostüms. Viel Ausbildungsstunden wird es brauchen, bis alle drei dann als Co-Therapeuten mit den Klienten arbeiten können.
Ein Hund im Büro - für alle gut!
Barbara Wolf, Fachgebietsleitung am Zentrum für Arbeit & Beschäftigung, baut schon seit Jahren auf die Unterstützung durch "Fell-Kollegen" in der Arbeit mit psychischen Erkrankten und sozial benachteiligten Jugendlichen. Die Diplom- Kauffrau, Pädagogin und angehende Psychologin schätzt den tierischen Einsatz nicht nur bei der pädagogischen Arbeit mit Klienten, sondern weist auch auf die positiven Auswirkungen der Bürohunde auf die zweibeinigen Kollegen hin. "Untersuchungen in Betrieben, die das Mitbringen von Hunden erlauben, zeigen: Die Krankmeldungen gehen zurück, die Mitarbeiter sind motivierter und das Miteinander der Kollegen wird achtsamer." Wolf verweist auf ein weiteres Argument für den Hund am Arbeitsplatz: "In Zeiten des immensen Fachkräftemangels sind Unternehmen gefordert attraktiv für potentielle Mitarbeiter zu sein. Das Erlauben von Bürohunden, bei nachweislicher Eignung von Zwei- und Vierbeinern, kann bei tierlieben Bewerbern durchaus der ausschlaggebende Punkt für die Entscheidung für den neuen Arbeitgeber sein!"
Der Kreis-Caritasverband Freyung-Grafenau wurde jetzt im Sommer mit seiner Frühförderstelle beim Aktionstag "Kollege Hund" 2022 vom deutschen Tierschutz als hundefreundliches Unternehmen ausgezeichnet.
Das sind die haarigen Caritas Mitarbeiter und ihre Chefinnen (v. li.): Dr. Kristina Saumweber mit Collie Athos (Frühförderung), Barbara Wolf mit Setter Pipa (Zentrum für Arbeit und Beschäftigung, Lebensraum Schule) und Danja Duckstein mit Terrier Joshi (Frühförderung).